BUND fordert Fahrverbote oder Großstadtmaut für Diesel, Streichung von Privilegien

  • Tagesspiegel


    Ohne Diesel verfehlen wir das Klimaziel“
    01.12.2015 18:54 UhrVon Alfons Frese
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    VW-Skandal: Schadenersatz
    Wir prüfen Ihre Rechte als Käufer. kosenlos für VW, Audi, Skoda, Seat.
    vw-diesel-abgas-skandal.de


    Autopräsident Matthias Wissmann resümiert 2015 und ist einigermaßen zufrieden: Trotz des VW-Skandals legt der Absatz von Diesel-Fahrzeuge zu.
    77 Millionen Autos werden in diesem Jahr gebaut, davon gut 15 Millionen von den deutschen Konzernen. So viele waren das noch nie.Bild vergrößern
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    77 Millionen Autos werden in diesem Jahr gebaut, davon gut 15 Millionen von den deutschen Konzernen. So viele waren das noch nie. - Foto: picture alliance / dpa


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    Als ehemaliger Spitzenpolitiker weiß Matthias Wissmann die Dinge auf den Punkt zu bringen. „Einbrüche sind keine Beinbrüche“, sagte der Präsident des Verbandes der Autoindustrie (VDA) am Dienstag in Berlin. Wissmann – in den 1990er Jahren Forschungs- und Verkehrsminister – resümierte unfallfrei das Autojahr 2015 und endete eben nicht als Bruchpilot im Dieselgate. Die Anmerkung mit den „Einbrüchen“ bezog sich aber genau auf das Thema, nämlich mögliche Absatzeinbußen in Folge des Betrugsskandals bei VW. Und die gibt es hierzulande bislang nicht. Im Gegenteil: Im November kam der Diesel auf einen Anteil bei den Neuzulassungen von 49,7 Prozent, das waren sogar 0,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Einbrüche“ gab es zuletzt nur in Frankreich, wo aber immer noch rund 60 Prozent aller neuen Autos mit einem Dieselmotor fahren.
    Der Diesel ist sauberer als der Benziner


    Ohne den Diesel, der rund ein Fünftel weniger Kraftstoff verbraucht als ein Benzinmotor und im Schnitt zehn Prozent weniger CO2 in die Luft bläst, sind die CO2-Ziele des Autoverkehrs bis 2020 „nicht zu erreichen“, sagte Wissmann. Es sei denn, die Leute würden jetzt Elektroautos kaufen. Aber warum sollten sie? Es fehlen Ladesäulen und Kaufanreize, um Schwung in den Markt zu kriegen. Das sieht die Regierung nicht anders. „Der schnelle Markthochlauf der Elektromobilität wird nur mit weiteren Anreizen gelingen“, erklärte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) am Dienstag nach einem Treffen mit Wissmann und dem IG Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann, bei dem sich alle noch mal versicherten, wie wichtig die Branche mit ihren 800 000 Beschäftigten für die deutsche Wirtschaft ist. Aber trotz der Größe und der Ertragsstärke wird das nichts mit den E-Autos, meint Wissmann: „Ohne wirksame Impulse hat noch kein Land der Welt den Markthochlauf gemeistert.“
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    Der deutsche Markt wächst


    In den ersten neun Monaten wurden hierzulande nur 14 900 Elektroautos zugelassen. Und das auf einem wachsenden Markt. In den ersten elf Monaten gab es ein Plus um fünf Prozent, für das Gesamtjahr rechnet Wissmann nun mit 3,17 Millionen Neuzulassungen – das wären vier Prozent mehr als 2014. Und für 2016 geht der VDA von einer weiteren, leichten Steigerung auf 3,2 Millionen aus. Ganz andere Dimensionen gibt es in China und den USA, wo es voraussichtlich auch 2016 nach oben geht. Wenngleich die Wachstumsdynamik in China vorbei ist; nach einem Plus um vier Prozent wächst der chinesische Markt 2016 den Schätzungen des VDA zufolge nur noch um zwei Prozent.
    Italien und Spanien sind gut erholt


    „Die eigentliche Überraschung ist Westeuropa“, sagte Wissmann im Rückblick auf 2015. Mit einem Plus von sieben Prozent habe Anfang des Jahres niemand gerechnet. Alle großen EU-Länder – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien – seien im Plus, die beiden letztgenannten sogar zweistellig. Dagegen schlägt die Wirtschaftskrise in Russland voll durch, die Russen kaufen in diesem Jahr 35 Prozent weniger Autos als 2014. Unter den anderen großen Märkten fallen Brasilien (minus 20 Prozent) und Japan (minus neun Prozent) auf. Alles in allem werden in diesem Jahr knapp 77 Millionen neue Autos (plus ein Prozent) in aller Welt verkauft.
    15 Millionen Autos bauen deutsche Konzerne


    Ein Großteil davon sind deutsche Marken. Wie global VW und Mercedes, BMW, Audi und Porsche unterwegs sind, zeigt die Produktionsstatistik: Hierzulande bauen die Konzerne in diesem Jahr 5,7 Millionen Autos (plus zwei Prozent), von denen wiederum gut drei Viertel in den Export gehen. Und 9,45 Millionen Fahrzeuge produzieren die deutschen Unternehmen 2015 im Ausland, vor allem in China. „Die Welt-Pkw-Produktion der Konzernmarken überschreitet damit erstmals die 15-Millionen-Marke“, freute sich Wissmann. Trotz Betrugsskandals.


    Hier die FAZ:



    Umweltschützer und Autobauer Die seltsame Allianz von Greenpeace und Volkswagen


    Lange Zeit schimpften die Umweltschützer den zweitgrößten Autobauer der Welt als Klimakiller. Dann war Sendepause. Wieso?
    01.12.2015, von Maximilian Weingartner, Berlin
    Greenpeace activists hold banners as they stand on top of Volkswagen cars with stickers reading "No more lies" in front of VW's "Sandkamp" gate in Wolfsburg
    © Reuters
    „Schluss mit Lügen“: Greenpeace-Aktivisten protestieren in Wolfsburg wieder gegen den Autokonzern - nach einer langen Pause.

    Erst Protest, dann Allianz - das sonderbare Verhältnis zwischen Greenpeace und VW


    Greenpeace ist bekannt dafür, Unternehmen mächtig auf die Nerven zu gehen. Auch der Volkswagen-Konzern kann ein Lied davon singen. Die Aktivisten kletterten auf Dächer des Autoherstellers, um Transparente zu entrollen, machten Radau vor Hauptversammlungen und verballhornten im Jahre 2011 den VW-Spot, bei dem sich ein Kind als Darth Vader verkleidet, dem Bösewicht von Stars Wars. „VW the dark side“ – VW als Kampfstern und Klimakiller, war die Interpretation der Umweltschützer.


    Maximilian Weingartner Autor: Maximilian Weingartner, Redakteur in der Wirtschaft. Folgen:


    Das war für den zweitgrößten Fahrzeugproduzenten der Welt ein Problem. „Volkswagen stand seit dem Jahr 2011 im Fokus einer internationalen Klimaschutzkampagne. Messeauftritte wurden mit Protestaktionen gestört, die oft erhebliches Medienecho fanden“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. „Ziel der Kampagne war es, Volkswagen zu nötigen, mehr für den Klimaschutz zu tun.“ Parallel seien dem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn im Rahmen einer Mailing-Aktion Zehntausende von Postkarten zugestellt worden.
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    Schick ist Nachbars Stromer ja schon aber wie der sich das leisten kann? Dass ein Elektroauto gerade in Zeiten hoher Benzinpreise langfristig Geld spart, leuchtet ein und doch schrecken viele weiterhin zurück. mehr ...


    Mit der viralen Videokampagne zu Stars Wars wollte Greenpeace den Autohersteller auffordern, sich stärker für die Reduzierung von CO2-Emissionen einzusetzen. Über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter verbreiteten sich die Clips rasend schnell. Einer der Gründe für die Kampagne war nach Angaben von Greenpeace der gleichzeitig veröffentlichte Bericht „Die dunkle Seite des Volkswagen-Konzerns“. „Dieser macht deutlich, wie der Konzern seit Jahren Konzepte für Ein-, Zwei- und Drei-Liter-Autos entwickelt, während er im Verkauf vor allem auf Spritschlucker setzt.“
    „Wir lassen uns nicht erpressen“


    Greenpeace schoss in dieser Zeit aus vollen Rohren auf VW. Sucht man auf der Internetseite der Organisation nach Pressemitteilungen mit dem Bezug Volkswagen, findet man in den Jahren 2011 und 2012 jeweils zehn Mitteilungen. „Volkswagen – Das Problem“ lautete die Überschrift einer Mitteilung aus dem Jahr 2011 zum Beispiel. Eine Anspielung auf den VW-Spruch „Das Auto“. Oder: „Gruppen informieren über Klimamärchen von VW.“ Im Jahr 2012 wurden die Angriffe fortgesetzt: „Der neue Golf: Zu viel Verbrauch, zu wenig Klimaschutz.“ Oder: „Pariser Autosalon: Viel Nebel um den neuen Golf“. Auch von Protestaktionen wurde stolz berichtet: „Greenpeace-Aktivisten steigen Volkswagen aufs Dach“.


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    Anfang des Jahres 2013 gingen die Angriffe in der Anzahl dann drastisch zurück. Auch der Ton wurde deutlich konzilianter. Seit 2012 finden sich insgesamt nur vier Mitteilungen im Archiv der Organisation. 2013 veröffentlichte sie zwei: „Klimawandel und die Verantwortung der Autokonzerne“ sowie „Volkswagen und Greenpeace bekräftigen strikte CO2-Grenzwerte für Neuwagen“. Im Jahr 2014 keine einzige. Wieso wurde aus der vorlauten, frechen und nervigen Umweltorganisation Greenpeace auf einmal ein zahmer Bettvorleger? Eine Interpretation lautet: Die idealistischen Fachleute, die gerne durch Kompromisse Fortschritte erzielen, hatten sich gegen Führungsleute, die das Krawall-Modell fahren, um Aufmerksamkeit und Spenden zu generieren, durchgesetzt. Damals wurde auf EU-Ebene über Grenzwerte verhandelt, und VW und Greenpeace stritten sich über die CO2-Reduzierung der Flotte des Konzerns auf durchschnittlich 95 Gramm bis zum Jahr 2020. Bei dieser Berechnung waren auch „Supercredits“ in der Kritik, die vorsahen, Elektrofahrzeuge und Hybridfahrzeuge als Niedrigemissionsfahrzeuge mehrfach anzurechnen.


    Hat es also Absprachen gegeben, nach dem Motto: VW bekennt sich zum 95- Gramm-Ziel, und Greenpeace hört auf anzugreifen? „Es hat keine Absprachen gegeben, wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Daniel Moser von Greenpeace. Der Sprecher von VW sagt: „Dialog fand statt, als sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass Greenpeace die Kampagne unter keinen Umständen ohne Erfolg abbrechen würde.“ Ergebnis der Verhandlungen sei eine „Gemeinsame Erklärung“ gewesen.
    „Die Salamitaktik muss ein Ende haben“


    In der Tat gab VW zu Beginn des Genfer Autosalons am 4. März 2013 erstmals die weitreichende Entscheidung bekannt, den Verbrauch seiner Neuwagenflotte stärker zu verringern als bislang vorgesehen. Winterkorn sagte, dass Volkswagen das von der EU gesetzlich festgelegte Emissionsziel von durchschnittlich 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer bis 2020 erreichen werde: „Ich garantiere, dass wir alles daransetzen werden, 95 Gramm CO2-Emissionen ohne Wenn und Aber zu erreichen.“
    © dpa, Volkswagen AG VW präsentiert die technischen Maßnahmen im Video


    Die Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens unterstützte Volkswagen auf einmal: „Dies ist eine Entscheidung für den Klimaschutz und ein wichtiges Signal, sich für den Schutz der Umwelt und Gesellschaft einzusetzen und klimafreundliche technische Lösungen in Serie zu fertigen. Wir werden mit Volkswagen weiter in Dialog bleiben, auch was Mobilitätskonzepte für die Zukunft angeht.“


    Die Allianz von VW und Greenpeace war für beide Seiten äußert hilfreich. Dass hernach bis zur Aufdeckung des Manipulationsskandals die Angriffe auf VW komplett eingestellt wurden, erklärt Daniel Moser von Greenpeace heute so: „Wir können nicht bei allen Themen dauerhaft dabeibleiben.“ Im Hintergrund sei man jedoch ständig mit Volkswagen kritisch im Gespräch gewesen. „Der Kontakt wurde danach allerdings nicht verstetigt und intensiviert“, sagt der Sprecher von VW. Der Dialog solle nun fortgesetzt werden. „Jetzt im aktuellen Skandal fordern wir ein, dass das 95-Gramm-Ziel eingereicht wird“, sagt Moser und klingt noch friedfertig. „Die Salamitaktik muss ein Ende haben.“ Greenpeace habe einen Brief an die neue Geschäftsführung von VW geschrieben und warte immer noch auf eine Antwort.
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    Quelle: F.A.Z.

  • Mich stört einfach, das sich irgendwelche Leute populistisch auf unsere Kosten in der Öffentlichkeit positionieren und wenn du die selben Leute mit Fakten konfrontierst, dann weichen sie einer konkreten Antwort aus oder Antworten einfach nicht. Das stinkt mir gewaltig.
    Übrigens, Gartenbahnsaison ist auch im Winter, das nennt sich dann Bastelzeit.