ich hol mal weiter aus: als ich damals ein Praktikum beim "Fernseh-Heini" gemacht habe, da hatten Fernseher noch Röhren. Es gab 5 - 6 funktionale Baugruppen, die waren in jedem Gerät gleich, egal welche Marke. Der Geselle, mit dem ich damals unterwegs war, war ein Könner. Der konnte einfach alles reparieren. Der hat quasi durch "Handauflegen" schon gewusst, was kaputt war. Der hat nicht rumprobiert und irgendwelche Bauteile getauscht, bis aus Zufall das kaputte gefunden war. Nein, gemessen, gekuckt, gerochen, 5 Minuten für Fehlersuche (andere aus dem Betrieb haben da auch mal gerne 45 Min. gebraucht), 10 für die Reparatur (inkl. Runterschlappen zum Auto, falls Ersatzteil nicht in der Tasche war). In 9 von 10 Fällen haben wir das Ding vor Ort repariert. Heute: die TVs bestehen aus 3 Baugruppen - Netzteil, Platine, Panel (Plasma und den ganzen anderen alten Scheiß mal außen vor). Ist das Netzteil oder Board defekt, wirds getauscht, ist das Panel defekt wird der TV weggeschmissen. Wenn der "Fernseh-Heini" heute kommt (falls er überhaupt noch kommt), ist seine Haupttätigkeit: Schrauben! Ich traue jedem Schulabgänger nach 15 Min. Einweisung zu, diesen Job zu machen. Jetzt komm ich zum Punkt: das Gleiche beobachte ich im Kfz-Handwerk. Die allermeisten können nur Fehlercode auslesen, Öl- und Luftfilterwechsel. Und wenn ein Fehler angezeigt wird, dann wird das Bauteil getauscht, also "geschraubt". Aber wehe der Kunde hat ein Problem und es gibt keinen Fehler im Protokoll, oder mehrere auf einmal, oder dauernd ein anderer. Dann muss man sich plötzlich mit irgendwelchen Fehlerbeschreibungen des Kunden auseinandersetzen. Und wenn man dann nicht versteht, wie die ganzen Baugruppen in einem Auto zusammenarbeiten, dann geht sie los: die Raterei. Dann wird geschraubt und geschraubt und gewechselt was nur geht. Bis aus Zufall das Problem behoben ist. Das ist aber eigentlich Basteln und nicht Facharbeit. Kann natürlich sein, dass das bei modernen Motoren genauso wie bei den TVs ist: da soll nix mehr gemessen werden. Austauschen geht viel schneller als eine fachgerechte Analyse. Und bringt auch noch mehr Geld. Oder es liegt an der Ausbildung der Kfz-Mechatroniker. Ich vermisse jedenfalls meinen "Auto-Heini", der schon beim Reinfahren in die Werkstatt wusste, welcher Zylinder das Problem ist.